Spannungskopfschmerz ist der häufigste Kopfschmerz. Mindestens jeder zweite Erwachsene hat Erfahrung mit dieser Kopfschmerzform und wird einmal im Jahr davon geplagt. Und auch bereits 20 % der Kinder und Jugendlichen geben an Spannungskopfschmerzen mindestens einmal im Jahr zu spüren. Seltene Spannungskopfschmerzen sind in der Regel kein Grund zur Beunruhigung. Wer öfter darunter leidet, sollte allerdings etwas dagegen tun, um eine Chronifizierung zu vermeiden. Spannungskopfschmerzen gehören zu den primären Kopfschmerzen. Das bedeutet, dass der Kopfschmerz die eigentliche Erkrankung ist und nicht wie bei sekundären Kopfschmerzen ein Symptom einer anderen Erkrankung.
Typisch für den Spannungskopfschmerz sind beidseitige Schmerzen am Kopf. Sie fühlen sich meist dumpf oder drückend an. Stechende oder pulsierende Schmerzen werden in der Regel nicht dem Spannungskopfschmerz zugeordnet. Begleitet werden die Schmerzen meistens von Verspannungen im Nacken oder an den Schultern. Die Beschwerden halten zwischen einigen Stunden und mehreren Tagen an. Die Intensität der Schmerzen wird von Betroffenen als leicht bis mäßig beschrieben.
Endgültig sind die Ursachen von Spannungskopfschmerzen noch nicht geklärt. Es scheint einen Zusammenhang zwischen den Muskelverspannung im Bereich der Halswirbelsäule, des Nackens und der Schulter zu geben. Der genaue Entstehungsmechanismus ist den Forschern allerdings unklar. Denn oft treten Verspannungen dieser Muskulatur ohne Kopfschmerzen auf.
Eine andere Hypothese geht davon aus, dass bestimmte Triggerpunkte den Spannungskopfschmerz auslösen. Eine weitere Hypothese zielt auf Veränderungen im Blut- und Nervenwasser ab. Mithilfe von Magnetresonanztomografie (MRT) konnten Forscher nachweisen, dass Regionen, die Schmerzen im Gehirn verarbeiten während des Spannungskopfschmerzes verändert sind.
Auch wenn die Ursachen noch nicht abschließend geklärt sind, weiß man inzwischen einiges über die Risikofaktoren für Spannungskopfschmerzen
Bei Spannungskopfschmerz wird von der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (International Headache Society) eine epidisodische und eine chronische Variante unterschieden. Von der episodischen Variante spricht die Gesellschaft, wenn der Kopfschmerz über einen Zeitraum von drei Monaten monatlich mindestens an einem und maximal 14 Tagen auftritt. Diese Variante betrifft Frauen etwas häufiger als Männer und manifestiert sich meist zwischen dem 20. Und 30. Lebensjahr.
Tritt der Spannungskopfschmerz in einem Drei-Monats-Zeitraum an über 15 Tagen auf, spricht man von einer chronischen Form. Die chronische Form entsteht meist aus der episodischen Variante und betrifft Männer und Frauen gleichermaßen. Interessant ist, dass der chronische Spannungskopfschmerz oft entweder zwischen dem 20. Und 24. Lebensjahr oder bei Menschen ab 65 auftritt.
Ein Großteil der Kopfschmerzpatienten leidet entweder an Migräne oder an Spannungskopfschmerzen. Die Abgrenzung ist relativ einfach
Wer unter Spannungskopfschmerzen leidet, wird meist vom Hausarzt an einen niedergelassenen Neurologen überwiesen. Diese Ärzte sind Spezialisten auf diesem Gebiet und können eine kompetente Diagnose und eine individuelle Therapie durchführen. In einer ausführlichen Anamnese klärt der Arzt zum Beispiel folgende Fragen
Die Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (IHS) hat folgende Kriterien für den Spannungskopfschmerz festgelegt:
Die weitere neurologische Untersuchung umfasst verschiedene Tests, die auf die Funktion von Gehirn und Rückenmark abzielen. Auch Reflexe können getestet werden und der Blutdruck wird in der Regel gemessen. Zudem tastet der Arzt Kopf, Hals und Schulter ab. Wenn hier Muskeln verspannt sind, deutet schon einiges auf den Spannungskopfschmerz hin. Unter Umständen kann auch eine Blutentnahme sinnvoll sein, um Enzündungsparameter zu messen. Führen diese Untersuchungen noch zu keinem klaren Befunde können weitere Untersuchungen wie ein EEG oder eine Nervenwasserpunktion notwendig sein. Bei bestimmten Auffälligkeiten können auch bildgebende Verfahren, wie eine Computertomografie oder die Magnetresonanztomographie eingesetzt werden. Damit lassen sich zum Beispiel ein Aneurysma (erweitertes Blutgefäß), oder ein Gehirntumor entdecken.
Zur akuten Behandlung von Spannungskopfschmerzen werden die Nichtsteroidalen-Antiphlogistika als Schmerzmittel eingesetzt. Dazu zählen Medikamente, wie Ibuprofen, Paracetamol , Diclofenac, Naproxen, Metamizol oder Acetylsalicylsäure (ASS). In Studien haben sich Komhinationpräparate aus Paracetamol, ASS und Koffein erfolgreicher erwiesen als die Einzelsubstanzen. Dennoch sollte man mit Medikamenten vorsichtig sein, denn sie haben Nebenwirkungen. Bei zu häufigem Gebrauch können die Medikamente auch selbst Kopfschmerzen verursachen und ein Teufelskreis beginnt. Betroffene sollten auch andere Mittel, wie ätherische Öle, Kompressen oder Akupressur in Betracht ziehen. Manchmal wirkt auch ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft oder wenn möglich, ein Vollbad wahre Wunder.
Die gute Nachricht lautet: Ja! Als wirksam hat sich regelmäßiges Ausdauertraining erwiesen. Dazu zählen Schwimmen, Radfahren und Joggen. Auch das gezielte Training der Muskulatur im Bereich Nacken und Hals bei einem Physiotherapeuten oder einem guten Fitnessstudio hat sich als hilfreich erwiesen.
Wie bei allen Kopfschmerzvarianten wirken sich auch Entspannungstechniken und die Reduktion von Stress positiv auf die Häufigkeit und Intensität der Attacken aus. Während sich Akupunkur als wenig wirksam erwiesen hat, kann Biofeedback manchen Patienten helfen.
Bei der chronischen Variante können niedrig dosierte Antidepressiva helfen. Dies muss aber individuell mit dem Arzt abgeklärt werden und die Vorteile und Nachteile der Therapie abgewogen werden.
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