Etwa 30 Prozent aller Migräne-Patienten leiden zusätzlich zu den heftigen Kopfschmerzen an einer Aura. In Fachkreisen spricht man auch von der Migräne accompagnée. Accompagner ist Französisch und bedeutet „begleiten“. Unter der Aura fasst man eine Vielzahl neurologischer Symptome zusammen, die vor der Kopfschmerzphase auftreten. Für Betroffene sind diese Symptome sehr belastend.
Bei den meisten Patienten dauern die Beschwerden in der Auraphase etwa 30 bis 60 Minuten und verschwinden danach wieder vollständig bzw. werden von den migränetypischen Kopfschmerzen abgelöst. Die Ursache der Aura ist nicht abschließend geklärt. Mediziner gehen aktuell davon aus, dass ein Gefäßkrampf eine vorübergehende Minderdurchblutung in verschiedenen Arealen des Gehirns auslöst.
Die Symptome einer Migräne-Aura ähneln den Symptomen eines Schlaganfalls. Gerade die Sehstörungen und Sprachstörungen sowie (einseitige) Lähmungen lassen bei vielen Menschen die Alarmglocken schrillen. Eine wichtige Unterscheidungshilfe ist, dass Aura-Symptome meist schleichend beginnen und sich in ihrer Intensität steigern. Zudem „wandern“ die Aura-Symptome gerne im Körper. So bewegen sich die Lichtblitze im Gesichtsfeld und das Kribbeln wandert im ganzen Bein umher. Ein Schlaganfall hingegen tritt sehr schnell und plötzlich auf. Wer zum ersten Mal an einer Migräne mit Aura leidet und die Symptome nicht einordnen kann, sollte auf jeden Fall einen Notarzt rufen, um die Symptome abklären zu lassen. Die Experten können meist sehr schnell erkennen, worum es sich handelt. Absolute Gewissheit bringen allerdings nur bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) im Krankenhaus.
Eine Migräne mit Aura läuft klassischerweise in vier Phasen ab.
Bei einer Migräne mit Aura folgt auf die Aura-Phase die Kopfschmerzphase. Es gibt aber auch Patienten, die nur die Symptome der Aura haben, ohne anschließend Kopfschmerzen zu bekommen. Experten nennen dies auch Augen-Migräne oder Migräne ohne Kopfschmerzen. Etwa zehn Prozent aller Aura-Patienten berichten gelegentlich über eine Aura ohne Kopfschmerzen. Eine Abklärung ist hier allerdings sinnvoll, um einen bevorstehenden Schlaganfall ausschließen zu können.
Die hemiplegische Migräne ist eine Unterform der Migräne mit Aura. Sie wird auch komplizierte Migräne genannt. Zum Glück tritt sie sehr selten, dafür aber familiär gehäuft auf. Bei der hemiplegischen Migräne kommen zu den oben genannten Symptomen einer Migräne mit Aura Einschränkungen in der Bewegungsfähigkeit. Patienten verlieren die Kontrolle über ihre Gliedmaßen und können diese nicht mehr oder nicht mehr zielgerichtet bewegen. Die Symptome halten etwa eine Stunde an und bilden sich anschließend vollständig zurück.
Auch die basiläre Migräne ist eine Unterform der Migräne mit Aura. Sie äußert sich durch Schmerzen am Hinterkopf und tritt gehäuft bei jungen Erwachsenen auf. Der Name geht auf die Arteria basiliaris zurück. Das ist die Arterie, die das Kleinhirn und den Hirnstamm versorgt und sich wahrscheinlich vorübergehend verkrampft. Neben den bereits bekannten Aura-Symptomen treten bei dieser Form Hörminderungen, Tinnitus, Störungen in der Koordination und Störungen des Bewusstseins auf.
In seltenen Fällen kommt es bei der Migräne mit Aura zu einem Migranösen Infarkt. Das bedeutet, dass die Symptome der Aura länger als eine Stunde anhalten. Die geringe Durchblutung bestimmter Hirnareale während dieser Zeit kann dabei bleibende Schäden hinterlassen. Eine Diagnose erfolgt über CT oder MRT.
Bei den meisten Menschen helfen bei einem akuten Migräne-Anfall vor allem Medikamente in Kombination mit Ruhe. Während der Aura-Phase ist es wichtig, dass sich der Patient nicht verletzt. Als Schmerzmittel werden vor allem nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac, Metamizol und Naproxen verwendet. Schwere Migräne lässt sich allerdings nur mit Triptanen behandeln. Gegen die weit verbreitete Übelkeit helfen Antiemetika.
Betroffene legen sich am liebsten in einen abgedunkelten Raum und ruhen sich aus, bis die Beschwerden nachlassen.
Weitere Blogbeiträge:
© 2021